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Um der Bundeswehr aus dem Weg zu gehen, verpflichtete sich der geborene
Rheinländer Bernhard Junggeburth (geb. 1953 in Brühl) 1972 für 12 Jahre
zum Bundesgrenzschutz, wo er zunächst als Fahrer von hohen BGS-Beamten
und Ministern, wie zum Beispiel 1974 den damaligen Innenminister
Hans-Dietrich Genscher arbeitete.
Nach der Teilnahme an einem Security-Lehrgang der Lufthansa, wurde er bereits
drei Monate später nach Syrien versetzt. "Nur mit meinem Kölsch, ich musste
mir erstmal ein Englisch-Buch kaufen." 1979 arbeitete er acht Monate lang für
den Lufthansa-Sicherheitsdienst am Flughafen von Santiago de Chile. Dort lernte
er seine (chilenische) Frau kennen, die er im August desselben Jahres
heiratete. Gemeinsam gingen sie zunächst nach Deutschland (Weilerswist), dann für
die Lufthansa nach Gran Canaria. Als seine Frau schwanger wurde, kehrten sie für
acht Monate nach Chile zurück. Weitere Umzüge und längere berufsbedingte Aufenthalte
in Istanbul, Bolivien, Kenia und Ägypten folgten, ehe er nach dem Ende seiner
BGS-Zeit 1984 beschloss, zurück nach Chile zu gehen, obwohl seine Frau gerne in
Deutschland geblieben wäre.
In Santiago kaufte er einen VW und fuhr damit Richtung Süden. Bei der Suche nach
einem Ort zum leben sind sie schließlich in Villarrica gelandet. "Ich wollte
unbedingt in einer kleineren Stadt leben." Als bekennender Naturfreund und ländlich
geprägter Mensch weiß Bernhard Junggeburth die herrliche unberührte Landschaft
in der Umgebung des Vulkans Villarrica zu schätzen.
Bernhard Junggeburth war einer der ersten Deutschen in Villarrica. Angefangen hat er als
Maler und Anstreicher. Er konnte sein Geschäft schnell vergrößern. Da die
Tätigkeit aber eher ein Sommergeschäft ist, hat er während der Regenzeit
seinen Zweitberuf als Kammerjäger wieder aufgenommen. Später kaufte er in Villarrica
ein Lokal ("Treffpunkt"), das nach eineinhalb Jahren Anlaufzeit auch gut lief.
Nachdem er 1992, noch im "Treffpunkt" mit der Maklerei begonnen hatte, gab er das
Lokal -im Gegensatz zu seinem Malergeschäft- nach acht Jahren wieder auf und mietete
sich zusammen mit einem Partner ein Büro. Heute arbeitet er für RIMAX AUSTRAL,
eines der größten Maklerbüros der Welt.
Wie war die Aufnahme hier?
Die Anfänge in Chile waren für ihn nicht einfach, auch wenn er über seine Frau schnell einige
Bekanntschaften schließen konnte und als echter "kölsche Jung" rasch Kontakt zu Gleichgesinnten
fand. Da der Name Junggeburth für die Einheimischen zu schwer auszu-sprechen war, gaben sie ihm
den Namen Perres, "Gringo Perres".
Was haben Sie aus Deutschland vermisst?
Er hat die Maifeste und die deutsche Weihnacht vermisst "Zur Weihnachtszeit wäre ich am Anfang
gerne in Deutschland gewesen." Als gebürtigem Rheinländer und Sprössling einer echten
Karnevalsfamilie - seine Eltern waren zweimal Karnevalsprinzenpaar, er selbst war im Tambour-Corps -
fehlte ihm aber vor allem der Karneval. Noch heute verfolgt er den Karneval im Deutsche-Welle-TV
und bedauert, dass ausgerechnet die Berichterstattung eines Kölner Senders wie der DW über die
Faschingsfeierlichkeiten so spärlich ausfällt.
Was gefällt Ihnen in Chile nicht?
An die Unpünktlichkeit der Leute hat er sich noch immer nicht gewöhnt.
Er würde auch gerne öfter kölsch sprechen und vor allem auch trinken, aber "man kann sich auch an
das chilenische Bier gewöhnen."
Möchten Sie zurück nach Deutschland?
Das letzte Mal war er im Mai 2006 zum Geburtstag seiner Eltern in Deutschland.
"Ich bin zwar kein reicher Mann, aber es reicht trotzdem. Ich habe mir in Chile etwas aufgebaut
und werde in der Gegend bleiben, dazu habe ich als Makler hier inzwischen zu viele Kontakte, die man
nicht nur pflegen muss, die man auch niemals aufgeben kann. In Deutschland wartet keiner mehr auf
mich, warum sollte ich da zurückkehren? In meinem Alter finde ich ja auch keinen Job mehr. Ich bleibe
hier in Chile, aber ich behalte meinen deutschen Paß. Ich bin Deutscher."
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